Die Begriffe Tierpsychologie beziehungsweise Veterinärpsychologie haben im 20. Jahrhundert einen äußerst wechselhaften Wertewandel durchlebt. Im deutschen Sprachraum erlangten sie Ende des 19. Jahrhunderts in bewusst gesetzter Analogie zur „Menschen-Psychologie“ zeitweilige wissenschaftliche Bedeutung, als Forscher sich verstärkt darum bemühten, das innere Erleben von Tieren zu analysieren, zu verstehen und darauf praktisch einzugehen. In den späten 1930er-Jahren war die Tierpsychologie in bibliographischen Gliederungen des Universitätsfaches Psychologie in Deutschland als eigenes Gebiet enthalten und in der Nähe der Entwicklungsbiologie angesiedelt. Seit Jahrzehnten jedoch hat die „Tierpsychologie“ keine Verbindungen mehr mit der Human-Psychologie, und heute wird der Begriff von Ethologen und Psychologen gleichermaßen als irreführend verstanden.