Ikonen sind Kult- und Heiligenbilder die überwiegend in den Ostkirchen, besonders der orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus von orthodoxen Christen verehrt werden, jedoch wurden sie auch von und für nicht orthodoxe Christen produziert. Die Ikonenmalerei entwickelte sich aus dem Fundus und den Maltechniken der spätantiken figürlichen Malerei in denen Totenbildnis, Kaiserbildnis und Götterbildnis vorbildgebend waren. Sie ging aus dem Interesse einer sich sakral verstehenden Zentralgewalt im Bereich des kaiserlichen Hofs aus, deren Bildpolitik sich im gesamten Byzantinischen Reich durchsetzte. Erst mit der Zeit fand sie eine eigene Formensprache die über Jahrhunderte fundamental für die Darstellung von Heiligenbildnissen in europäischen und andere christlichen Gesellschaften war. Dieser eigene Ikonenstil der eine eigene ästhetische Norm beinhaltet und sie von Wandfresken abhob, kann frühestens im Laufe des 6. Jahrhunderts festgesetzt werden. Das Erbe der Ikonenmalerei steht am Beginn der europäischen Tafelmalerei; sie war im Zeitraum zwischen dem 5. und 15. Jahrhundert über 1000 Jahre ebenso die einzige. Nach der Untergang von Byzanz wurde sie von anderen Kulturen in Europa und dem Nahen Osten weitergeführt. Ikonenbilder sind über Perspektive, Kolorit und Darstellung eine eigenständige Form der Malerei. Grundsätzliches stilistisches Gestaltungsmerkmal ist perspektivische Zusammenfassung nichteuklidischer Geometrien und simultane Nutzung gewölbter Flächen mit Inverser Perspektive und Vogelperspektive sowie Frontalabbildung. Die perspektivische Darstellung der Ikonen-Malerei bleibt dadurch von Dogmen der Renaissance-Perspektive (Zentralperspektive) unberührt. Die umgekehrte Perspektive ist als Gestaltungsmerkmal für die in westlichen Augen typische "exzentrische" Darstellung in Ikonen verantwortlich. Kunsthistorisch grenzt es Gemälde der "Ikonenkunst" von anderen Stilrichtungen ab. In der Tradition der Ikonenverehrung differenzierten sich Ost- und Westkirchen seit dem 8. Jahrhundert über die Libri Carolini im Frankenreich Karls des Großen, welches die Verehrung ausklammerte über das Zeitalter der Reformation, die in der calvinistischen Richtung Bilder verbot und als Folge des reformatorischen Bildersturms das Bild seine liturgische Funktion in der Kirche verliert, bleibt in den Ostkirchen, mit Ausnahme des Zeitalters des Bilderstreits, Ikonenverehrung Bestandteil philosophischer und theologischer Tradition. Die abendländische Tafelmalerei die im 13. Jahrhundert von Italien ausgeht, knüpft direkt an die jüngsten Entwicklung der Ikonen-Malerei in Byzanz, unterscheidet sich jedoch hauptsächlich in der Gestaltung der Bildträger in dem das Einheitsmaß der Ikone aufgegeben wird. Daraus entwickelt sich durch eine schnelle Gestaltungsänderung das Altarbild, das nicht mehr viele Gemeinsamkeiten zur Ikone hat. Ungebrochen bleibt die Rolle der Ikone im Hochmittelalter in Rom; in Ikonenprozessionen spiegelt sich das Sozialgefüge der Stadt, Ikonen sind Mittel religiöser, politischer und sozialer Artikulation. Dabei bleibt der Import byzantinischer Ikonen grundlegend und um solche, die ein hohes Alter zu haben scheinen, begründet sich überall wo sie auftauchen ein Kult, der dem Ort ihrer Aufstellung zu Macht und Reichtum verhilft. So ist in Venedig die byzantinische Ikone "Nicopeia" die Staatspatronin, die den Souverän bei Bittgängen und Festakten verkörpert.