Als Vermeidungsverhalten wird das grundsätzliche Vermeiden bestimmter Situationen oder Handlungen, durch die Unannehmlichkeiten oder Bedrohungen für den Körper, die Seele oder die soziale Stellung erwartet werden, bezeichnet. Während Flucht, Erstarren, Auseinandersetzung (Kampf) oder andere Bewältigungsstrategien mögliche Reaktionen auf eine unmittelbare Bedrohung darstellen, ist die Vermeidung eine Reaktion auf innere oder äußere Hinweise, die eine Gefahr ankündigen können. Einige Autoren unterscheiden Vermeidungsverhalten von Sicherheitsverhalten. Sicherheitsverhalten soll gefürchtete Konsequenzen abwenden oder verringern und damit die Bedrohlichkeit einer Situation reduzieren, wenn man bereits in der Situation ist, die man normalerweise vermeidet. Die vorauseilende oder imaginäre Komponente des Vermeidungsverhaltens ist einerseits schützend, andererseits verhindert sie neue Erfahrungen und kann das Leben erheblich einschränken. Da Vermeidung die Erfahrung verhindert, die Situation bewältigen zu können, ist Vermeidungsverhalten extrem stabil. Vermeidungsverhalten ist bei verschiedenen psychischen Störungen von Bedeutung, beispielsweise bei der selbstunsicher-vermeidendenden Persönlichkeitsstörung, der passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung und der sozialen Phobie.