Als exzessives Schreien im Säuglingsalter wird das Verhalten eines Säuglings bezeichnet, der an unstillbaren, dauerhaften Schrei- und Unruheattacken leidet. Umgangssprachlich werden die betroffenen Säuglinge Schreibabys genannt. Exzessives Schreien im Säuglingsalter ist häufig: Etwa 16 bis 29 Prozent aller Säuglinge sind in den ersten drei Lebensmonaten betroffen. Bei etwa 8 Prozent besteht das Verhalten über den dritten Monat hinaus. Das beschriebene Störungsbild beginnt meist um die zweite Lebenswoche und bildet sich in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nach drei bis vier Monaten zurück. Aufgrund des zeitlichen Auftretens und der unbewiesenen Vermutung, dass eine Kolik Ursache der Beschwerden des Säuglings sein könnte, wird das Störungsbild als Dreimonatskolik bezeichnet. Hinsichtlich der Ursache des exzessiven Schreiens bestehen mehrere Vermutungen, von denen keine allgemein akzeptiert ist. Zur Diagnostik gehört neben dem Ausschluss anderer Erkrankungen auch das Erfassen von psychosozialen Belastungsfaktoren, die in den Familien von Schreibabys häufig anzutreffen sind. Die therapeutisch wichtigsten Maßnahmen bestehen in der Aufklärung der Eltern sowie der Anleitung zu einer verständnisvollen Eltern-Kind-Interaktion. In der deutschen Kinder- und Jugendpsychiatrie bildet exzessives Schreien neben Schlaf- und Fütterstörungen ein Syndrom, das in den sogenannten Regulationsstörungen im Säuglingsalter erfasst wird.